Höchstgeschwindigkeit kennzeichnet unser Zeitalter und auch die Wissensvermittlung bedient sich innovativer Formate und Methoden, um das Publikum zu erreichen.
Ignite, zu Deutsch: Feuer fangen – das ist der Überbegriff und zugleich das Hauptmotiv der innovativen, extrem komprimierten Vorträge, die mittlerweile vor allem in der Internet-Branche gängig sind. Ausführender ist der sogenannte Ignite-Redner. Ein Ignite-Redner erhält 3 bis 5 Minuten Vortragszeit und darf dabei 20 Powerpoint-Folien in jeweils 15 Sekunden präsentieren. Der zeitliche Ablauf für die Folien ist technisch voreingestellt. Feuer fangen sollen dabei natürlich die Zuschauenden.
Unter dem Namen Pecha Kucha erfreuen sich Ignite-Vorträge inzwischen auch in anderen Wissensgebieten und als Unterhaltungsformat großer Beliebtheit. Das Konzept stammt aus Japan. Der Begriff Pecha Kucha bedeutet „Stimmengewirr“ oder „wirres Geplauder“, doch die Vortragsweise ist alles andere als wirr. Die Wissensvermittlung in Kurzzeit zwingt die RednerInnen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, schärft die Konzentration des Auditoriums und hat einen immensen Unterhaltungswert.
Egal, ob Japan oder Frankfurt, Hamburg oder Berlin – Pecha Kucha Nights sind immer voll besucht! Bei diesen Events dürfen es auch mal 20 Sekunden für jede der 20 Folien sein, mit denen die RednerInnen das jeweilige Thema präsentieren. Bei Pecha Kucha Nights kommen Menschen aus allen Generationen, Gesellschaftsschichten und Branchen zu Wort, die in kürzester Zeit ihre Erkenntnisse, Ideen, Hobbies oder Herzensangelegenheiten vorstellen.
Pecha Kucha Nights sind klassisch reine non profit-Veranstaltungen und benötigen keine andere Vorbereitung als genügend Sitzgelegenheiten und eine gute technische Ausrüstung für die Powerpoint-Präsentationen. Eine Teilnehmendenbegrenzung für das Auditorium gibt es nicht, deshalb muss unter Umständen ein Mikrofon hinzugezogen werden.
Bei einem Science Slam hat jeder Sprecher 10 Minuten Zeit für einen wissenschaftlichen Vortrag. Hier bewerten die Zuhörenden die Präsentationen durch ein abschließendes Applausbarometer. Hierzu können verschiedene Dezibel-Apps bei der Bewertung helfen (z.B. die "Schallmessung" für Android oder die "Dezibel Messer Pro" für Apple-Geräte)
Genau wie bei einem Poetry Slam, in dem selbstentworfene Texte innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens präsentiert und abschließend vom Auditorium mit Applaus bewertet werden, stellt ein Science Slam die Forschungsprojekte oder aktuellen Erkenntnisse von WissenschaftlerInnen in komprimierter Form und als Contest vor.
In der Jury, also im Auditorium, dürfen unbegrenzt viele Teilnehmende sitzen. Auch hier wird lediglich ein entsprechend großer Raum und die entsprechende Technik benötigt.
Der Science Slam als verdichtete Art der Wissensvermittlung ist ein sehr hochkarätiges, anspruchsvolles Veranstaltungsformat. Der/die Sprechende profitieret von der erhöhten Aufmerksamkeit der Zuhörenden, die durch ihre Aufgabe als Juroren konzentrierter sind als in herkömmlichen Vortragssituationen. Andererseits dienen die zeitliche Begrenzung und die Wettbewerbsform auch den RednerInnen als Ansporn und befeuern ihre Vortragsweise.
Ein Science Slam ist nicht nur eine unterhaltsame Abwechslung auf einer Konferenz oder Tagung, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, Wissenschaft und Forschung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Daher ist es besonders wichtig, dass die RednerInnen nicht nur über fundierte Kenntnisse in ihrem Forschungsbereich verfügen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, komplexe Zusammenhänge verständlich und anschaulich zu vermitteln. Denn nur so kann das Publikum von der Begeisterung der WissenschaftlerInnen angesteckt werden und sich für neue Erkenntnisse begeistern lassen. Ein Science Slam kann somit nicht nur dazu beitragen, die Hemmschwelle gegenüber wissenschaftlichen Themen abzubauen, sondern auch dazu beitragen, ein breiteres Verständnis und Interesse für Forschung und Wissenschaft zu wecken.
Normalerweise benötigen diese Vortragsformate nur eine Theater- oder Reihenbestuhlung. Sollen die Zuhörenden mitschreiben können, sind auch die parlamentarische Bestuhlung oder ein Fischgräten-Seating geeignet.